Wolfgang Zinggl
Herwig Steiner

Steiners „Theatre of Fading Ideas“ ist zunächst einmal eine Überraschung. Der Besucher betritt einen von lichtundurchlässigen Vorhängen abgetrennten, fast völlig abgedunkelten Raum. Wenige schwache Scheinwerfer lassen Gegenstände und collagierte Papier- oder Stoffbilder quer im Raum eher erahnen als erkennen. Wie bei der Aktionskunst kann das Materielle in so einem Fall unmöglich zum Objekt der Begierde eines potentiellen Käufers werden. Was nach Ablauf der Installation übrigbleiben wird, ist das, was beim Andrehen der Lichter einer Bar um vier Uhr morgens auch bleibt: Verstaubtes, Verbeultes, Zerknülltes. Weitere Aufschlüsse sucht der Galeriebesucher vergebens. Ohnehin hat er genug damit zu tun, sich seines Weges zu vergewissern, weil er Schritt für Schritt Gefahr läuft, auf etwas zu treten. Gleichgültig welchen Kunstrichtungen Steiners ghost-art nahe liegt, die Verlagerung der marktgerechten Originalität vom ästhetischen Objekt auf die Präsentation ist offenkundig und in diesem Fall sogar originell. Statt auszustellen, wird wieder einmal etwas angestellt. (1991) Wolfgang Zinggl / Kunstpresse

Wolfgang Zinggl, Herwig Steiner, in: Kunstpresse, Kunstform Länderbank, Wien, Feb. 1991

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