Textausschnitt: Herwig Steiner (1956L), Kunst der Attrappe, 2019 | 01 Tableau
extract / Herwig Steiner (1956L), Kunst der Attrappe, 2019 | 01 Tableau
The mighty tableau, which I summarize as “convention” (or symbolic order) that dominates us, as can be observed on a daily basis and which, similar to physical dependencies, perhaps even define us, I place alongside those historically evolved creations, which in their befittingly designed freedom, stand out from conventions, transcend them, and are called “art.”
Since modernity, it has been expected of art—although seldom fulfilled—to be critical of the determining social powers. I wanted to see whether this ascetic attitude holds the possibility of opening up moments of independence that immeasurably resist being assimilated as generalizations.
It may come as a surprise, since the symbolic in itself is inevitable. But repeated artistic adaptations of a material induce shifts in its horizon. Images that are critical of representational signs make these changes dynamic if it can be said that an Attrappe (entrapment / simulacrum) reverses the fundamentally integrative and comparative principle by which perception is externally processed.
English interpretation / Charlotte Eckler / Lisa Rosenblatt / Herwig Steiner (1956L) / 2021
Das mächtige Tableau, ich nenne es zusammenfassend eben „Konvention“, (oder zeichengeführte Ordnungen), das uns beherrscht, wie wir tagtäglich bemerken können, vielleicht sogar, vergleichbar mit körperlichen Abhängigkeiten, weitgehend ausmacht, stelle ich neben jene historisch gewachsenen Schöpfungen, die in ihrer hier entworfenen Freiheit aus ersterem herausragen, es überschreiten und mit „Kunst“ tituliert werden.
Seit der Moderne wird von Kunst erwartet, wenngleich selten erfüllt, sich kritisch zu den bestimmenden gesellschaftlichen Kräften zu verhalten. Ob diese asketische Haltung tatsächlich eine Möglichkeit besitzt, ob sich Momente der Unabhängigkeit eröffnen, die unvermessbar der Einverleibung in das Allgemeine sich widersetzen, wollte ich sehen.
Es mag überraschen, ist doch das Zeichenhafte an sich unausweichlich. Doch wiederholte künstlerische Bearbeitungen eines Materials bewirken Verschiebungen seines Horizonts. Zeichenkritische Bilder dynamisieren die Verhältnisse, wenn gesagt werden kann, daß eine Attrappe das grundlegend vergleichende und integrative Prinzip der Wahrnehmungsverarbeitung nach außen stülpt.
bearbeiteter Ausschnitt / Kunst der Attrappe / (1985-2017 © Herwig Steiner 1956L)